Einrichtung

Brüche wagen

Die alte Kommode der Großeltern, der wuchtige Bauernschrank – was tun, wenn die Wohnung voller Erbstücke und Antiquitäten ist, mit denen Sie nicht viel verbindet? Und wie lassen sich alte Möbel, ob Stilmöbel oder geliebte Erinnerungsstücke, stilvoll ergänzen? Wie funktioniert ein gelungener Stilmix aus alten und neuen Möbeln? Und wann ist es vielleicht sogar Zeit, sich von dem einen oder anderen Erbstück zu trennen? Ein Gespräch mit Michaela Krüger, Ilana Schrödter und Eberhard Rhein über die Kunst, Altes und Neues zu einer stimmigen Einrichtung wachsen zu lassen.

Weggeben oder behalten?

Einrichtungen voller Erbstücke fehlt es manchmal an Leichtigkeit und Humor und so mancher Kunde ist ratlos, wenn es darum geht, die alten Möbel um neue zu ergänzen. Sich ihrer deshalb gleich zu entledigen und sich komplett neu einzurichten, davon rät das Team von Modus dringend ab. „Oft können unsere Kunden ihre alten Sachen gar nicht mehr wertschätzen, eben weil sie damit groß geworden sind und sie einfach nicht mehr sehen können. Wenn wir dann vor Ort unsere ehrliche Einschätzung geben und ihnen zeigen, wie toll eine Kombination aus alten und neuen Stücken aussehen kann, ändert sich auch ihre Sicht darauf“, so Ilana Schrödter über den Charme alter Möbel, die gerade in Neubauten wirkungsvoll Charme versprühen. Doch auch das Gegenteil komme vor, so Ilana Schrödter: „Wenn es Erbstücke sind, die so gar nicht zum Kunden passen wollen, fragen wir schon, ob sie nicht jemanden kennen, der sich noch darüber freuen würde. Gerade wenn man nicht die schönsten Erinnerungen mit dem Stück verbindet, sollte man es lieber weggeben. Selbst wenn es eben das einzige Stück von der Oma ist.

Stück für Stück das Alte mit dem Neuem ergänzen

Von allem trennen sollte man sich dennoch nicht – zumindest nicht auf einen Schlag: „Bitte kein Rundumschlag! Das überfordert meist alle Beteiligten. Dann ist es hinterher zwar anders, aber nicht zwangsweise besser“, warnt Eberhard Rhein, der seine Kunden lieber Schritt für Schritt dabei begleitet, ein stimmiges Umfeld zu schaffen. Auch wenn diese von ihm nicht immer das hören, was sie erwarten. „Ich sage oft: ,Jetzt muss noch etwas Altes her, sonst wirkt es zu sehr nach Showroom. Oder: ,Hier fehlt noch ein Teil, aber das müssen Sie von Ihrer nächsten Reise mitbringen.’ Das irritiert zwar manchmal, aber letzten Endes zahlt es sich immer aus, dass wir offen und ehrlich zu unseren Kunden sind.“

„Gerade in Neubauten fehlt oft einfach etwas gelebtes.“

Ilana Schrödter

Kontraste wagen

Der Neubau aus Glas und Sichtbeton und der Nierentisch – es sind die Brüche, die jeder Einrichtung eine persönliche Note verleihen, die interessant und lebendig wirken und die die Individualität der Bewohner zeigen.

„Gerade Neubauten mit klaren Linien, großen Fensterfronten und viel Sichtbeton brauchen etwas Warmes, Persönliches, das sich am besten mit alten Stücken herstellen lässt“, so Ilana Schrödter, die auch für eine Einrichtung ohne antike Möbel eine passende Lösung parat hält: „Zum Beispiel haben die Teppiche aus der neuen Kollektion von Nani Marquina einen schönen Vintage-Look, der im Kontrast zu einer modernen Einrichtung besonders toll aussieht“.

Das große Wort ist „Bruch“. Da sind sich alle drei einig. Und Michaela Krüger ergänzt: „aber das heißt nicht nur einfach eine andere Farbe, sondern es muss auch ein Bruch im Material sein, also Stoff zu Leder, Lack zu Holz. Außerdem darf das Neue nicht in eine vermeintlich alte Form gehen. Es sollte sich gerade nicht angleichen. Vieles ist so einfach: Je verspielter und opulenter etwas ist, desto ruhiger und strenger sollte das Gegenstück dazu sein.“

„Bestenfalls ist es ein Original, das wir ergänzen sollen – das ist wesentlich einfacher und weniger heikel als Nachbauten zu kombinieren – oder das liebgewonnene Stück hat Humor. Dann hat es eine Berechtigung und darf sowieso bleiben“, so Eberhard Rhein.

Erlaubt ist, was gefällt!

Kombinationen, mit denen man schlichtweg nichts falsch machen könne, gebe es sehr wohl, so Ilana Schrödter, die sich an ihre Anfangszeiten bei Modus erinnert: „Viele unserer Kunden hatten damals alte Möbel, die sie mit Chrom kombiniert haben. Corbusiers LC2, der Adjustable Table von Eileen Grey oder Freischwinger von Thonet. Das geht einfach immer, allerdings hat man das jetzt schon so oft gesehen, dass es fast ein bisschen langweilig ist. Genauso wie die typische Farbkombination aus schwarz, weiß und rot.“ Doch diese Zeiten seien vorbei, die Leute seien mutiger geworden, mit Farben, aber auch mit Materialien, die heute miteinander kombiniert werden. „Alles geht!“, bringt die Expertin es auf den Punkt und Michaela Krüger ergänzt: „Grundsätzlich ist alles erlaubt, was dem Kunden gefällt und dazu bringen wir natürlich auch unseren Geschmack mit rein. Wenn es zu bunt wird, bremsen wir unsere Kunden schon.“

Trotzdem werde gerade ein mutiger Farbeinsatz oft belohnt, so Eberhard Rhein: „Manche Kunden sind mit Farbe eher zögerlich und denken, sie gehen auf Nummer Sicher, wenn sie alles in greige und beige einrichten. Dabei vertun sie aber die Chance, dass es richtig gut wird! Auch da liegt eine Stärke von uns: Farben richtig einzusetzen und miteinander zu kombinieren. Ich rate zu mehr Mut zur Farbe.

Auch bei möglichen Materialkombinationen gebe es aktuell nur wenig No-go’s, so Michaela Krüger: „Das hängt stark vom Gesamtpaket ab. Wenn in dem Raum bereits unglaublich viel passiert, würde ich davon abraten, noch sieben Hölzer miteinander zu mischen. Aber generell, und das ist ein bisschen durch die Mode bedingt, ist es reine Geschmackssache, ob ich verschiedene Hölzer miteinander kombiniere. Das war früher anders, da ging musste es zur Kirsche mindestens ein anderes rötliches Holz sein.

Die grenzenlose Vielfalt der Möglichkeiten überfordert so manchen ihrer Kunden, passende Ergänzungen für die eigene Einrichtung zu finden. „Aber deshalb kommen unsere Kunden ja auch zu uns und bestellen nicht online. Sie erhoffen sich individuelle Unterstützung und eine umfangreiche Beratung, die nur persönlich funktioniert. Dafür reicht manchmal ein Gespräch im Laden und ein paar Bilder der vorhandenen Einrichtung, oft ist aber auch ein Besuch zu Hause hilfreich, um sich einen besseren Gesamteindruck ihrer Wohn- und Lebenssituation zu verschaffen“, so Ilana Schrödter über den besonderen Stellenwert der persönlichen Beratung bei Modus.

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